Der Wandlungspunkt



Das menschliche Drama: immer individuell – Abermilliarden Menschen, die diesen Planeten bevölkert haben und bevölkern, aber das Drama bleibt jeweils höchstpersönlich, Grundkonstanten lassen sich ausmachen, ja, ansonsten aber vollzieht sich besagtes Drama stark differenziert nach kultureller Einbettung, persönlichem Temperament, konkreten Umständen. Hier soll es sich um die wichtigste Grundkonstante drehen:

Die Welt ist hart, sie stellt einen jeden vor die Alternative, auf einen selbst zurückgeworfen zu sein oder in einen Strudel gerissen zu werden.


Gemeint ist: sich als ein ‚Ich‘ zu erfassen, das sich im Wesentlichen als auf sich selbst gestellt gegenüber dem All befindet, oder sich als Teil von Vollzügen zu erfassen, für den das ‚Ich‘ zwar lautstark reklamiert wird, aber in der Sache allenfalls eine Teile-Identifikationsnummer darstellt.

Vielleicht wendet man ein, so klar zeige sich – einmal angenommen, es gebe diese Alternative sinnvoll überhaupt – die besagte Alternativität nicht. Leider verhält es sich aber doch gerade so. Sie brauchen sich nur die Frage zu beantworten: was ist denn das Wesentliche, in dem Sie auf sich selbst gestellt sind? Davon ist alles erfasst, das Ihrer Entscheidungsmacht unterfällt, also Ihr Verantwortungsbereich – wenn Sie hier Aufweichungen vornehmen, streben Sie bereits der zweiten Alternative zu.

Das Harte an dieser Alternativität ist, dass das Ich-Erwachen wie die Ich-Schläfrigkeit als belastend bis grundstürzend empfunden werden. Das Ich-Erwachen durchläuft teils entsetzliche geistige Wehen, physische wie psychische Verletzungen und Vereinsamungen: die nicht zum ‚Ich‘ Erwachten haben große bis größte Schwierigkeiten mit einem ‚echten Ich‘. Der Ich-Schläfer durchfühlt das Leben wie ein Traum, der ihm Alpdruck, Rausch, Langeweile, Frust usw. beschert, bei dem er aber oft von der  Möglichkeit durchzuckt wird, nicht erwacht zu sein, sich zum Getriebe und Geschehen anders positionieren zu können, womöglich zu müssen, die Kategorien von Eigenverantwortung, Schuld, Angemessenheit werden nicht gezielt ausgelotet, wie im Krampf wird ein Schleier über dem Funktionieren der biologischen Primärfunktionen gehalten, aber das gelingt letztlich doch nicht zur Zufriedenheit: neben dem Stress des Lebens, dem alle ausgesetzt sind, nagt zusätzlich die Ahnung, im Wesentlichen versagt zu haben.

Die Welt stellt einen oft vor besagte Alternativen. Die Welt hat Geduld: recht besehen trägt sich diese Alternativität ein Leben lang fort, solange, bis man das ‚eigene Ich‘ ergriffen oder der irdische Tod einem diese Entscheidung genommen hat.

Und welche Entscheidung ist die richtige?


Wissen Sie darauf die Antwort? Können Sie Ihre Antwort aus Ihrer Vernunft und Ihrem Herzen heraus begründen?