Gott



Viele haben Schwierigkeiten mit Gott, sie machen zu, sie vermuten, Gott verordnet zu bekommen, auch wenn man nur sachlich darüber spricht. Das ist eine pubertäre Haltung. Die Sinnfrage geht nicht ohne Gott. Geist ohne Geist ist nun eben nicht wahrscheinlich. Was sollte dafür sprechen, dass das Nichts das Sein werden lassen könnte? Was sollte dafür sprechen, dass tote Materie lebenden Geist gebierte? Was ist Inhalt einer für ein Sinnpostulat unerlässlichen Gottesvorstellung? Das ist sicher nicht dem Konkretisierungsfuror zu entnehmen, in den sich zügelloser religiöser Eifer und Herrschaftsinteressen hineingesteigert haben. Denn wir verfügen dazu über kein Wissen.

Richtig ist, dass derjenige, der eine Existenzbehauptung aufstellt, grundsätzlich auch die Beweislast trägt. Wenn man Gott als Sinngrund der Wirklichkeit auffasst, ist die Frage der Beweislast jedoch komplexer. Es muss sein Bewenden bei Plausibilitätserwägungen haben. Denn man vermag hier im engeren Sinne ohnehin nichts zu beweisen, dafür reichen unsere Auffassungsorgane nicht hin. Selbst wenn jemand Gewaltiges vollbringen würde, das weit über menschliche Verhaltenskraft hinausginge, wüsste der dies zur Kenntnis nehmende Mensch nicht, ob er Gott oder was auch immer vor sich hätte. Außerdem erfährt der Mensch Welt, Universum, Gesetz, Freiheit, Schönheit, Liebe – was vielen nicht hinreicht. Soll man einen Gott herbeizitieren, vorführen können? Ein Gott, der sich herab neigt, weil das Menschlein dies so möchte? Die Sphären sind geschieden.

Gott ist das Sinnpostulat in personalisierter Form.


Es ist die Versicherung von individueller Ewigkeit und Vervollkommnung. Um Konkreteres geht es nicht, da das Individuum in seiner Freiheit, der Umsetzung seiner Wahrheits- und Liebesfähigkeit sowie in der Ausgestaltung seiner Schönheitsgeneigtheit nicht angetastet werden soll. Letztlich handelt es sich um das Vertrauen in Vernunft, die allmählich wachsende Vernünftigkeit im Kleinen und die große All-Vernunft.

Sicher: Wir wissen nur sehr, sehr wenig, das meiste ist Vermutung. Vor diesem Hintergrund kann Sinn nur ein Postulat sein. Die Haltbarkeit des jeweiligen Sinnpostulates kann sich nur über die Wahrhaftigkeit von einem selbst sich selbst gegenüber ergeben.