Das Wunder der Kommunikation

 


Sich mitteilen und Mitteilungen empfangen zu können erweitert die Dimension unseres Daseins nicht nur in großartiger Weise, sondern ermöglicht es in vielen Grundkonstellationen überhaupt erst. Die Mittel der Kommunikation reichen vom Schrei des Babies bis zum Seufzen des alten Menschen, vom Blick über den Händedruck bis zum Wort, vom Singen bis zum Schweigen, von der Ankündigung bis zur Tat. So kann Leben begründet und erhalten, der Bildungshorizont gelegt und erweitert, Einsamkeit durchbrochen, Freude zelebriert werden, so können Entscheidungen getroffen und transparent gemacht, Fragen gestellt und beantwortet werden. Ohne Kommunikation gäbe es den Menschen nicht.

Andererseits ist Kommunikation anfällig bis missbrauchsgeneigt. Kommunikatives Fehlverhalten verursacht unter Umständen größtes Leid. Das fängt bei Nachlässigkeiten an und steigert sich bis zur bösartigen Manipulation.

Kommunikation bezieht sich auf geistige Zusammenhänge, bewegt sich dabei aber stets in einem – je unterschiedlich stark durchwirkten – emotionalen Rahmen. Letzteres ist Salz für die Kommunikation, aber vielfach auch deren schwerste Belastung.

Vorprägungen, Erfahrungen und Erwartungen sind je individuell, durch sie wird das Kommunikationsverhalten maßgeblich vorstrukturiert. Das kann nicht genug betont werden, auch und gerade hinsichtlich wohlmeinender Kommunikation. Das betrifft sowohl den Inhalt dessen, was wir von einer an uns gerichteten Mitteilung verstehen, also auch die Art, wie wir uns mitteilen, sowie den Gehalt, den wir auf den Weg bringen.

Wie bei so vielen wunderbaren Gaben, die dem Menschen zur Verfügung stehen, geht es um den disziplinierten Gebrauch derselben. Am Anfang steht die Achtung vor den segensbringenden Möglichkeiten solchen Wunders. Wer sich diese Möglichkeiten nicht ganz bewusst vor Augen führt, wird existentielle Zufriedenheit verspielen, wird die Schattenfacetten der Unvollkommenheit nicht einordnen können, sondern sie aus verfehlter Bewertung heraus mit Zynismus oder Bösartigkeit quittieren oder in Tumbheit verharren, wird die Kraft zum würdevollen Umgang mit ihnen nicht aufbringen.

Kommunikation ist zumeist deshalb das große Problem, weil sowohl die Bereitschaft fehlt, sich dem Gegenüber verständlich zu machen, als auch das Bemühen abgeht, das Gegenüber zu verstehen. Das ist oft gewollt, damit man 'sein Ding durchziehen' und das Gegenüber zum Schuldigen machen kann, vielfach stammt es aus vorzuwerfender Nachlässigkeit.