Wofür?



Das wahrlich Schlimme in der Welt kommt von Menschen.


Naturkatastrophen, Seuchen, Krankheiten, Angriffe von Tieren, Zusammenballungen widriger Umstände – alles erschrecklich, alles gegebenenfalls auf fürchterliche Weise leidbringend, ohne Zweifel.


Aber was Menschen Menschen und der Natur antun ist doch das eigentlich Schlimme, wenn und weil es aus Nachlässigkeit oder Vorsatz geschieht, im Verstoß gegen Normen des Gesetzes, der Moral, des Taktes. Es geht also um Vorwerfbarkeit sowie Art und Ausmaß der aufgrund vorwerfbaren Verhaltens verursachten Schädigungen.


Vorwerfbarkeit, Schuld können u.a. als Konkretisierungen des Themas Anstand aufgefasst werden.


Es ist unerlässlich, nachvollziehbar zu definieren, wann eine Anstandsverletzung vorliegt. Es ist unerlässlich, schuldangemessen zu sanktionieren.


Denn nochmals: woher nimmt man es, erkennbare Normen zu Lasten anderer zu missachten, so andere und anderes mit Füßen zu treten?


Und wofür?


Wofür lässt man den Anstand fallen? Für Geld, Einfluss, Befriedigung von Machtgier, einen Orgasmus, Ruhm, ein Stück der Erde, für Eitelkeit, aus dynastischen Erwägungen, aus Spaß, für Genuss, als Laune?


Dafür mordet man, quält, vergewaltigt, stiehlt, betrügt, dafür lügt man, verrät man, bricht man Vertrauen?


Dafür ‚verkauft‘ man sich?