Emanzipation

 


Fraglos zutreffend, dass die Verhältnisse gerecht sein sollten. Und wo die Geschlechtsdifferenz die Ursache für ungerechte Verhältnisse ist, muss es zu Verbesserung kommen – alles Ungerechte sollte man bestrebt sein aufzuheben.

Monokausalismus ist aber überall mit spitzesten Fingern zu handhaben. Jedenfalls sind Frauen nicht per se die besseren Menschen, sie verbürgen auch nicht an sich bereits Qualitäten, die zur Hebung der Weltverhältnisse führen würden. Gerechtigkeit ist ein Gesamtkonzept, im Idealfall Ergebnis argumentierender Vernunft, bei dem die Höchstwerte argumentativ als beste ausgewiesen werden können (und müssen), und bei dem die sich dahinter hierarchisch schachtelnden weiteren Werte in ihrem Rang und ihrer Reichweite ebenfalls argumentativ grundsätzlich festgestellt, aber von Sonderfall zu Sonderfall neu ausgemittelt werden.

Richtig ist allein, dass niemand wegen seines Geschlechts bevorzugt oder benachteiligt werden darf. Das ist lediglich ein Thema sachhaltiger Gründe, wird aber wegen eines grassierenden Profilierungsopportunismus und wohl auch ideologischer Verblendung leider nicht so gehandhabt.

Es ist grob und damit gefährlich, Verfehlungen der Vergangenheit in der Gegenwart dadurch beheben zu wollen, dass man hinsichtlich der Frau schlechthin gesellschaftlichen Kompensationsbedarf und gesellschaftliche Neuetablierung, am problematischsten noch mit Zielvorgaben in Prozent, ansetzt, geht es doch gerade darum, Verhältnisse nicht nur umzukehren (und damit neue Ungerechtigkeiten und Funktionsausfälle zu produzieren), sondern Gerechtigkeit zu üben, also das jeweilige Individuum in seinen/ ihren Rechten, Pflichten und Funktionenbezügen zu erfassen und ihm/ ihr angemessen Entwicklungsraum zu verschaffen.

Die biologischen, ökonomischen, ideologischen, soziologischen und psychologischen Komponenten des Problems verlangen Beachtung.