Persönlichkeitsbildung ist nun einmal zuvörderst Verbesserung des eigenen Ichs, also Arbeit an sich selbst; man muss sein Leben formen, und zwar auf der Basis folgender Grundhaltung:

 

  • sich zur Kenntnis nehmen, sich mit allen Sinnen und voller Vernunftanspannung wahrnehmen
  • als eingewoben in inneres und äußeres Geschehen,
  • sich fragen, inwieweit einem gefällt und inwieweit man richtig heißen kann, was da im Äußeren und Inneren mit einem geschieht;
  • sich als handlungsfähig erfassen
  • und handeln, so, dass man zufrieden ist, dass vernünftiger Zweifel schweigt;
  • Letzteres geht nur bei einem eigenen Richtigkeitskonzept, das man sich erarbeitet, an dem man weiterbaut, je nachdem, ob neu Begegnetes oder neue Erkenntnis noch nicht hinreichend eingeordnet erscheint.

 

Wer nicht in dieser Haltung lebt, ist Biomasse mit mehr oder minder ausgeprägter Intellektualität und Herzlichkeit, abhängig, wovon auch immer, jedenfalls ohne erstrebt widerspruchsfreies Gesamtkonzept, deshalb zumindest letztlich argumentationsresistent, mithin ohne relevantes Verantwortungsbewusstsein, also in der Ichgestaltung ohne tolerable Ausrichtung – selbstverständlich gibt es Stadien, geistig erwacht ist man jedoch erst, wenn man diese Grundhaltung als ethische Weltformel begriffen hat. Wunder und Schrecken: besagte Haltung ist möglich, sie zu erlangen und durchzuhalten schwer, zunächst sehr schwer, sie lässt sich jedoch nicht umgehen, abdrücken, ersetzen, erleichtern, ohne sie bleibt man auf unterer Entwicklungsstufe, sie macht lebensstark, ehrbar, glücklich.