Antriebe



1. „Ein Mensch, der weiterkommen will, belastet sich nicht mit der Frage, ob etwas moralisch richtig oder falsch ist, er/ sie konzentriert sich darauf, ob etwas zielführend ist oder nicht.“

 

Als wenn man sich auf diese Art der moralischen Bewertung entziehen könnte. Das kann man schlicht nicht, nie. Also: nur laut gebrüllt hat das Löwenimitat.


2. Das Gute ist kein leerer Wahn – wenn man das kapiert hat, dann erst wird man sich zum Richtigen entwickeln wollen.

 

„I have a dream.“ – das ist es doch wert, oder? Sich für das Wahre, Gute, Schöne einsetzen. Wofür sollte man sich sonst einsetzen? Für Schlechtes? Für nichts? Das Rechte ist es wert, so wenig Erfolg man auch haben möge, immer ist es es wert.


Es ist Ihre Entscheidung, was richtig, was falsch ist – eine Entscheidung freilich, die Sie tief begründen können müssen.


3. Manchmal meinen wir, aus der Welt zu fallen, dabei endet nur eine Illusion. Es gilt, sich aus falschen Abhängigkeiten zu häuten.

 

Anerkennen, was ist, also: die Realitäten, in denen man steht, nicht leugnen, so schwer das unter Umständen auch fallen mag. Das ist die Basis, das Beste aus Gegebenheiten zu machen.


4. Selbstachtung lässt Bewusstheit entstehen, die zur Einsicht in Verantwortlichkeit wird.

 

Verantwortlichkeit lässt sich ohne Ethos nicht leben, Ethos ohne Maßstab nicht handhaben, der Maßstab ohne Wahrheit nicht denken.


5. Verrat ist nur möglich, wo Sie in einer Verbindung stehen, für die Sie sich mit Ihrer Ehre verbürgt haben.

 

Verraten Sie niemals jemanden. Sie würden es bitter bereuen.


6. Wir machen es uns oft so einfach. Wir reden hinweg, dass es immer Individuen sind, mit denen wir zu tun haben, die alle, je einzeln, Anspruch auf Gerechtigkeit haben.


7. Wer sich korrekt verhält, gerät leicht zwischen alle Stühle: den Lauen ist man zu streng, den Fanatikern ein Dorn, den Nur-Denkern zu rigoros, den Nur-Praktikern zu abgehoben, den bloß Interessierten zu fordernd, den Dahinlebenden zu langweilig, den Halbseidenen nicht geheuer und so weiter – irgendwie den meisten nicht aushaltbar. Also: lernen Sie Gelassenheit und Gewandtheit!


8. Wo bitteschön ist die „Fehlkonstruktion“ des Menschen, wenn wir von Einsichts- und Steuerungsfähigkeit ausgehen müssen, aber das betreffende Individuum seine Freiheit nicht nutzt, sich vorwerfbar nicht diszipliniert?


9. Begreife, dass Du nur frei wirst, wenn Du der Wahrheit folgst.


10. Wahrheit gibt Frieden.

 

Nur Wahrheit gibt Frieden.


11. O kleinmütiges Schmähen des Lebens, Zurückschrecken vor dem Leben wegen der zwar konkret unbekannten, aber unvermeidlichen Schmerzen, die es bereithält. Das mögliche Unglück lässt den Blick nicht frei für das Glück der Lebensfülle. Oder: dass es einem selbst nicht gut geht, macht die ganze Welt schlecht – welche Vermessenheit.


12. Mit Entmutigung nimmt man den Menschen so viel Kraft:

 

das ist genetisch, dem bist Du ausgeliefert – da kannst Du Dich anstrengen, wie Du willst, das lässt sich nicht schaffen – wir sind abhängig von den Hormonen und Illusionen – so viel vermag die Vernunft nicht auszurichten – das ist systemisch unausweichlich – etc.

 

Zumeist ist das schlichtweg Stuss und häufig auch noch interessenbedingt eingesetzt. Durchhalten ist alles, erst am Schluss wird gezählt.


13. Man muss den Blick auf sich selbst wagen.

 

Man erkennt sich in der Bewältigung der Anforderungen, die man annimmt.


Man kann etwas daran tun, wenn einem nicht gefällt, was man sieht …


14. ‚Ich bin bestrebt, mein Leben richtig zu führen‘:

 

Das meint einen ganzheitlichen Ansatz. Es betrifft ein Gesamtkonzept, alle Lebensbereiche, alle Lebensbetätigungen, alle Berührungen des eigenen Tuns wie Unterlassens mit dem All einbeziehend. Dass man nicht alle Folgen abschätzen kann, ist selbstverständlich. Aber über das Wesentliche muss man sich ausdrücklich Rechenschaft ablegen.

 

Dabei kann es sich nur um eine bestimmte Herangehensweise handeln, um die feste Absicht, beherzt stets das Gute zu tun und das Falsche zu unterlassen.


15. Im Rahmen von Argumentation und Wertungsfreiheit ist ‚Richtigkeit‘ ein regulatives und das heuristische Prinzip schlechthin. Richtigkeit ernst genommen eignet der Appell zu äußerster Sauberkeit von Argumentation, in der Sache wie in der Haltung. Leider wird Richtigkeit häufig missbraucht.

Wahrheitsarbeit versus Erfolgsarbeit:
Man muss erfassen, wo es – selten – um ersteres geht. Grundsätzlich geht es um zweites, gerade dann, wenn man ersteres vorgibt. Die Interessen und biologistischen Ausrichtungen und je individuellen Geprägtheiten sind zumeist zu stark, als dass man auf echte Argumentation kommt.

„ … würde alles entwerten“:
das ist ein Gedanke von größtem Gewicht, es ist nicht gestattet, leichtfertig damit umzugehen, man muss die betreffende Erkenntnis dann auch leben – oder sie fallen lassen; alles andere wäre unzulässiges Kokettieren.


16. Was spricht eigentlich dagegen, untadelig zu leben, standhaft zu bleiben, lauter zu denken, verlässlich aufzutreten?

 

Dass man damit im Innern verdorre und nach Außen boring sei? Schwachsinn.

 

Dass man von anderen ausgenutzt werde? Blödheit ist nicht Bestandteil der oben genannten Tugenden.


Dass man ein denaturiertes Menschenbild vertrete? Wie knauserig, phantasie- und willenlos dieser Einwand mit den menschlichen Möglichkeiten umgeht.


Dass man sich selbst etwas vormache, einer unerreichbaren Illusion nacheifere und andere möglicherweise dem eigenen Tugendwahn opfere? Das Kippen der Vernunft in den Wahn ist nicht mehr Vernunft.


Also was?


17. Wenn es sich nicht richtig anfühlt, dann tun Sie es nicht, bevor Sie nicht Ihrem Gefühl auf den Grund gegangen sind.


18. Gegen die Larmoyanz:
„Sind Sie glücklich?“ „Ich habe kein Recht, unglücklich zu sein.“


19. Leben im Schein, genügt Ihnen das?

 

Leben aus falschen Notwendigkeiten, falschen Rücksichten, falschen Hoffnungen, falschen Zielen, falschen Ängsten, Hauptsache satt, befriedigt, entschuldigt?

 

Reicht es Ihnen, stromlinienförmig, smart und skrupellos zu sein?


20. Das Leben hat viele, viele Facetten – zuletzt zählt das Richtige.


21. Die Begeisterung für gebrochene Charaktere: es ist die Bandbreite an Ausreden, die sich dadurch bietet.


22. Erst wenn man sich außerhalb des biologistischen Musters begegnet, mit einander umgeht, kann man überhaupt wissen, was man gegenseitig als Mensch wert ist. Man erkennt, was man sich außerhalb der biologistischen Anziehungs- und Abstoßungskräfte und damit im Eigentlichen überhaupt erst bedeutet, denn vorher folgt man dem Bedeutungsdiktat des Biologismus.


23. Das Wachs lässt sich wandeln in Licht, Wärme, Glanz – und wozu sind wir Menschen imstande?


24. Die Menschen müssen Philosophen und die ‚Philosophen‘ müssen Menschen werden.